Als wir im Januar 2016 die Mitteilung von unserer Mutterorganisation – Friendship Force International – erhielten, dass die Reise unseres Klubs im Jahr 2017 uns nach Bristol führen würde, habe ich mich sehr gefreut. Sollte es doch ein Wiedersehen mit Freunden werden.Wir, d.h. meine Frau und ich, haben ja bereits Gäste aus Bristol bei uns beherbergt, als wir noch im Lübecker Klub Mitglied waren. Zusammen mit den Freunden aus Lübeck reisten wir 2010 zum Gegenbesuch nach Bristol und und trafen dann natürlich unsere Freunde, die wir zwei Jahre zuvor schon in Lübeck und Schwerin begrüßen durften. Ein weiteres Wiedersehen gab es als wir 2013 FF-Bristol anlässlich des 30-jährigen Bestehens besuchten.

Am 04. September machten sich nun 12 Mitglieder unseres Klubs zum Besuch nach Bristol auf. Für einige von uns war es der erste Besuch bei Mitgliedern eines anderen/ausländischen Klub. Ich hatte für die ganze Gruppe Tickets gekauft, so dass wir als Gruppe geschlossen in Bristol eintrafen. Leider hatte es eine Verschiebung der Flugzeiten gegeben, so dass unsere Gastgeber recht lange auf uns warten mussten. Als wir dann endlich eintrafen gab es natürlich ein großes Hallo, wie es üblich ist wenn man alte Freunde nach langer Zeit wieder trifft. Auch unsere neuen Mitglieder wurden herzlich aufgenommen. Nach einem gemeinsamen Dinner fuhren dann alle Gastgeber mit ihren Gästen nach Hause.

Ich war zusammen mit Rosi und Carsten aus unserem Klub gemeinsam bei Alan und Jane einquartiert. Leider konnte ich diesmal nicht bei unserem langjährigen Freund Bob wohnen, da es seine gegenwärtige persönliche Situation nicht erlaubte. Dass 3 Gäste bei einer Familie wohnen ist für Friendship Force ebenfalls ungewöhnlich und zeigt, wie angespannt die personelle Situation im Bristoler Klub war bzw. auch jetzt noch ist. Mit viel Mühe konnten sie die uns zugesagten 12 Gäste unterbringen.

Am Dienstag, 05.09., stand der Besuch von Salisbury auf dem Plan. Da die Anreise mit Privat-Pkws der Gastgeber erfolgte quetschten Rosi, Carsten und ich uns auf die Rückbank von Alans Volvo (seine Frau Jane begleitete uns ja auch) und machten uns auf die etwa 1-stündige Fahrt. Diese Art zu Reisen sollte in den kommenden 5 Tagen noch öfter unser Los sein. Aber wir ertrugen es mit Humor und entwickelten bald Routine bei der Reihenfolge des Einsteigens und dem Verstauen unserer langen Beine.

Leider war es ein etwas verregneter Tag, so dass wir Salisbury gar nicht richtig erkunden konnten. Mompesson House war mit seiner langen Tradition und dem altenglischen Flair sehr interessant. Auch die Besichtigung der Kathedrale von Salisbury war ein echter Höhepunkt. Leider wurde die Kathedrale nicht mit der ganzen Gruppe zusammen besichtigt sondern die Gastgeber gingen mit ihren Gästen individuell zur Besichtigung. Es gab somit auch keine Führung für die Gruppe. Wir schlossen uns deshalb einer öffentlichen englischsprachige Führung an, die mir einiges abverlangte, und für Rosi und Carsten nicht viel brachte. Es war aber dennoch für alle interessant.

Der Mittwoch – 06.09. war im Plan für unseren als individueller Tag ausgewiesen. Auf Vorschlag unserer Gastgeber entschieden wir uns für den Besuch des Westonbirt Arboretum. Hier konnten viele seltene und auch imposante Bäume besichtigt werden. Besonders interessant war es die Baumriesen von einem „Baumwipfelpfad“ aus zu erleben. Nach einer kleinen Stärkung im Restaurant des Arboretums ging es weiter zu Westonbirt House & Gardens. Das ist ein ehemaliges Herrenhaus mit einem anschließendem Landschaftspark der Victorianischen Architektur von nationaler Bedeutung. Leider konnte man das Haus selbst nicht besichtigen, da es zur Zeit eine Internatsschule beherbergt. Der Landschaftspark war darum aber um so beeindruckender. Unser Gastgeber Alan, von Beruf Architekt, konnte uns einige Detail und insbesondere die Funktion eines „Haha“ erklären. Ein „Haha“ ist eine Abgrenzung des herrschaftlichen Parkt von der umgebenden Landschaft ohne einen störenden Zaun oder Mauer. Wenn man jedoch nicht aufpasst und hinunter fällt hat man das Gespött auf seiner Seite → haha.

Für Donnerstag stand die Besichtigung der SS Great Britain auf dem Programm. Die SS Great Britain wurde 1843 von Isambard Brunel erbaut und war das erste vollständig aus Eisen gebaute Schiff dieser Größenordnung. Es war bis 1933 im Dienst und wurde nach langen Jahren des Dahinrostens 1970 von den Falklandinseln zurück nach Bristol/England gebracht. Hier kann man nun das Leben auf einem Schiff in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachempfinden.

Diesmal trafen wir auch alle anderen Mitglieder unserer Gruppe und jeder erzählte von den Erlebnissen der vergangenen beiden Tage.

Am Nachmittag ging dann wieder jeder Gastgeber mit seinen Gästen eigene Wege. Wir besichtigten St. Mary Redcliffe, eine gotische Kirche aus dem 11 Jahrhundert. Anschließend führte uns unser Weg zum Wahrzeichen des Friendship Force Club of Bristol, zur Clifton Suspension Bridge. Eine Brücke über die Schlucht des Avon. Leider war Petrus nicht mit uns und die Brücke war in graue Regenschwaden gehüllt.

Am Freitag, den 08. September fuhren unsere Gastgeber mit Rosi, Carsten und mir nach Bath. Einer kleinen Stadt, die den Römern schon wegen ihrer heißen Quellen als Erholungsort gedient hat. Die Besichtigung der Therme war richtiges Erlebnis, denn an Hand der zahlreichen Funde und der sehr guten Dokumentation konnte man das Leben der Römer im damaligen England gut nachvollziehen. Leider war auch dieser Ausflug nur auf unsere Gastgeber und uns Gästen beschränkt. Die anderen aus unserer Gruppe hatten Bath entweder an anderen Tagen schon besucht oder die Besichtigung stand noch aus. Das war aus meiner Sicht der Verbesserung des Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe nicht gerade zuträglich.

Am Sonnabend war nun für den Nachmittag bereits die Fare Well Party geplant. Den Vormittag verbrachten wir mit einem langen Spaziergang an einem kleinen Fluss, bei dem uns Alan durch seine Fitness beeindruckte. Er legte, obwohl fast 10 Jahre älter als ich, ein Tempo vor, dem wir fast nicht folgen konnten. Auf der Fare Well Party gab es dann traditionell Fish and Chips und anschließend wurde Indoor Curling gespielt. Da gaben sich alle viel Mühe und ein „heißer Wettkampf“ zwischen Team England und Team Deutschland entbrannte. Wie es ausging weiß ich nicht mehr. Das ist aber auch gar nicht wichtig. Wichtig ist, dass wir alle Spaß hatten und uns so besser kennen gelernt haben.

H.-Jürgen